Das DRESS-Syndrom (Drug Rash with Eosinophilia and Systemic Symptoms) ist eine schwere, idiosynkratische Multisystemreaktion, die durch die klinische Trias von Fieber, Hautausschlag und Beteiligung innerer Organe gekennzeichnet ist. Die Sterblichkeitsrate wird auf 8 % geschätzt, insbesondere bei Patienten mit Leberbeteiligung, so dass eine frühzeitige Erkennung zwingend erforderlich ist. Zu den Medikamenten, die häufig mit der Entwicklung des DRESS-Syndroms in Verbindung gebracht werden, gehören Antikonvulsiva, langwirksame Sulfonamide und entzündungshemmende Medikamente; es sind jedoch keine Fälle bekannt, in denen Anti-Tuberkulose-Medikamente (Anti-TB) beteiligt waren. Wir berichten über einen Fall von DRESS-Syndrom durch Anti-TB-Therapie. Ein 68-jähriger Mann mit pulmonaler Tuberkulose stellte sich 8 Wochen nach Beginn der Therapie mit Rifampin, Isoniazid, Pyrazinamid und Ethambutol (RIPE) mit pruriginösen Hautausschlägen und Halsschmerzen vor. Er nimmt Metformin und Glyburid für Diabetes ein. Bei der körperlichen Untersuchung zeigten sich diffuse, exfoliative erythematöse Flecken mit Zielläsionen, die die gesamte Hautoberfläche betrafen, ohne Beteiligung der Schleimhäute. Die Labordaten wiesen eine leichte Transaminitis und eine neu aufgetretene Eosinophilie auf. Bei Verdacht auf eine Arzneimitteleruption wurde die RIPE-Therapie abgesetzt. Eine Hautbiopsie bestätigte ein Erythema multiforme. Trotz des Absetzens der betroffenen Medikamente verschlechterten sich Eosinophilie und Transaminitis weiter, so dass systemische Kortikosteroide begonnen wurden. Nach 4 Wochen des Absetzens der RIPE-Therapie bildete sich die kutane Eruption zurück und die Laborwerte normalisierten sich. Der Patient beendet eine Anti-TB-Behandlung mit Cycloserin und Moxifloxacin. Bei der ambulanten Nachuntersuchung bildete sich der Ausschlag zurück und verschwand nach 1 Monat. Das DRESS-Syndrom wird immer dann in Betracht gezogen, wenn eine hohe Eosinophilenzahl und eine Multisystembeteiligung mit Hautausschlägen vorliegt. Es kann bei bestimmten Medikamenten und Infektionserregern bei prädisponierten Personen potenziell lebensbedrohlich sein. Es ist zwingend erforderlich, das verursachende Medikament abzusetzen und eine erneute Exposition zu vermeiden.