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Eine rhetorische Analyse berücksichtigt alle Elemente der rhetorischen Situation – das Publikum, Zweck, Medium und Kontext -, in dem eine Kommunikation erzeugt und geliefert wurde, um ein Argument über diese Kommunikation zu machen. Eine starke rhetorische Analyse wird den Text nicht nur beschreiben und analysieren, sondern ihn auch bewerten; diese Bewertung stellt Ihr Argument dar.

  1. Beschreibung: Wie sieht der Text aus? Wo haben Sie den Text gefunden? Wer hat ihn verfasst? Was sind die rhetorischen Appelle? (z.B. ruhige Musik im Hintergrund eines Werbespots erzeugt Pathos) Wann wurde er geschrieben?
  2. Analyse: Warum baut der Autor diese rhetorischen Appelle ein? (Warum baut der Autor zum Beispiel ruhige Musik ein? Was ist der Sinn des Pathos?) Wie würde sich die Rezeption dieses Textes verändern, wenn er heute geschrieben würde, im Gegensatz zu vor zwanzig Jahren? Was wird in diesem Text weggelassen und warum? Sollte es mehr Logos in der Anzeige geben? Warum?
  3. Auswertung: Ist der Text effektiv? Ist der Text ethisch vertretbar? Was könnten Sie an diesem Text ändern, um ihn überzeugender zu machen?

Rhetorik definiert

  • Klassischerweise „die Kunst der Überzeugung“
  • „Der gezielte Einsatz von Sprache, um in der Welt etwas zu erreichen“ („Was ist Rhetorik“).
  • „Etwas, das Ihnen erlaubt, ethische Lesestrategien zu formulieren, aber auch Ihre eigenen Antworten auf die Welt zu erfinden“ („Was ist Rhetorik“).

Schlüsselbegriffe und Konzepte

Nachfolgend finden Sie einige grundlegende Begriffe und Konzepte (bei weitem nicht alle), die Sie bei einer rhetorischen Analyse berücksichtigen und verwenden sollten.

Rhetorische Situation

Die rhetorische Situation identifiziert die Beziehung zwischen den Elementen jeder Kommunikation – Publikum, Autor (Rhetor), Zweck, Medium, Kontext und Inhalt.

Publikum

Zuschauer, Zuhörer und/oder Leser einer Aufführung, einer Rede, einer Lesung oder eines gedruckten Materials. Je nach Wahrnehmung des Autors/Schreibers kann ein Publikum real (tatsächlich zuhörend oder lesend), beschworen (diejenigen, an die der Autor explizit schreibt) oder imaginiert (diejenigen, von denen der Autor glaubt, dass sie sein Werk lesen/hören werden) sein (Dept. of English)

Autor/Rhetor/Sprecher/Schreiber

Die Person oder Gruppe von Personen, die den Text verfasst hat.

Zweck des Autors

Der Grund für die Kommunikation; das erwartete oder beabsichtigte Ergebnis.

Medium

Die Übermittlungsmethode, die je nach Textsorte variiert:

  • Alphabetischer Text (z. B. geschriebene Rede, Zeitungsartikel, Essay, Passage aus einem Roman, Gedichte)
  • Bilder (z. B. TV-Werbung, Anzeigen in Zeitschriften oder auf Websites)
  • Ton (z. B. Radio- oder TV-Werbung, Website-Werbung, Reden)
  • Multimodale Texte (YouTube-Videos, Performances, digitale Geschichten)

Kontext

Die Zeit, der Ort und die öffentlichen Gespräche, die den Text während seiner ursprünglichen Entstehung und Verbreitung umgeben; Der Text kann auch in einem anderen Kontext analysiert werden, z. B. wie ein historischer Text von seinem heutigen Publikum rezipiert werden würde.

Behauptung

Die Hauptidee, These, Meinung oder Überzeugung eines Arguments, die der Autor beweisen muss. Die Behauptung sollte diskutierbar sein und die Frage beantworten: „Worum geht es?“

Unterstützung

Die Aussagen, die gemacht werden, um die Behauptung zu stützen. Diese können in Form von Fakten, Daten, persönlichen Erfahrungen, Expertenmeinungen, Beweisen aus anderen Texten oder Quellen, emotionalen Appellen oder anderen Mitteln erfolgen. Je zuverlässiger und umfassender die Unterstützung ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass das Publikum die Behauptung akzeptiert.

Berechtigung

Die oft unausgesprochene und angenommene Verbindung zwischen der Behauptung und dem/den unterstützenden Grund/en oder der Unterstützung. Der Warrant ist die Annahme, die die Behauptung plausibel erscheinen lässt. Genauer gesagt, sind Warrants die Überzeugungen, Werte, Schlussfolgerungen und/oder Erfahrungen, von denen der Autor/Sprecher annimmt, dass er sie mit dem Publikum teilt. Wenn das Publikum die Annahmen des Autors/Sprechers im Text nicht teilt, ist das Argument nicht wirksam.

Rhetorisches Dreieck

Die Elemente der rhetorischen Situation interagieren miteinander und beeinflussen sich gegenseitig. Beim Lernen, eine Analyse zu schreiben, ist es daher hilfreich, über die Beziehung zwischen diesen Elementen innerhalb des rhetorischen Dreiecks nachzudenken. Auf diese Weise kann der Autor besser verstehen, wie die Elemente eines Textes zusammenkommen (und sich oft überschneiden), um ein Argument zu bilden oder ein Publikum zu überzeugen.

Ethos

Die Autorität oder Glaubwürdigkeit des Autors. Kann sich auf eines der folgenden Dinge beziehen: den tatsächlichen Charakter des Sprechers/Autors, den Charakter des Autors, wie er in einem Text dargestellt wird, oder als eine Reihe von Grundregeln/Gewohnheiten, die zwischen Sprecher, Publikum und bestimmten Traditionen oder Orten ausgehandelt werden. Der Sprecher muss das Publikum von seiner Glaubwürdigkeit durch die Sprache, die er verwendet, und durch die Ausführung oder verkörperte Performance seiner Rede überzeugen.

Haben Sie Ethos in Ihrem Essay ausreichend analysiert?

  • Haben Sie sich angeschaut, welche Erfahrungen oder Autoritätsansprüche diesen Autor dazu qualifizieren, zu sprechen oder zu schreiben?
  • Haben Sie die Glaubwürdigkeit und den moralischen Charakter des Autors/Sprechers berücksichtigt?
  • Haben Sie das Design oder das Aussehen des Textes, den Sie analysieren, berücksichtigt? Sieht er professionell aus? Was können Sie allein aufgrund des Aussehens des Textes über den Autor sagen?

Pathos

Emotionale Appelle an das Publikum, um Gefühle von Mitleid, Sympathie, Zärtlichkeit oder Trauer hervorzurufen. Der Sprecher kann auch wollen, dass das Publikum Wut, Angst, Mut, Liebe, Glück, Traurigkeit usw. empfindet.

Haben Sie Pathos in Ihrem Aufsatz ausreichend analysiert?

  • Haben Sie überlegt, wie der Autor an die Emotionen des Lesers/Zuschauers appelliert?◦Wie baut der Autor eine Bindung zu seinem Publikum auf?
  • Wie könnte der Autor seine Strategie ändern, wenn er versuchen würde, eine Bindung zu einem anderen Publikum aufzubauen?
  • Haben Sie über Ihre eigene persönliche Reaktion auf die Hintergrundmusik dieser Werbung nachgedacht?
  • Welche Gefühle lösen die Farben aus, die der Autor verwendet?
  • Welche anderen Bilder im Text lösen eine emotionale Reaktion aus? Warum würde der Autor diese Bilder einbeziehen?

Logos

In der klassischen Rhetorik ist der Logos das Mittel der Überzeugung durch die Demonstration der Wahrheit, real oder scheinbar, die Gründe oder unterstützenden Informationen, die verwendet werden, um eine Behauptung zu stützen, die Verwendung von Logik oder Vernunft, um ein Argument zu machen. Logos kann das Zitieren von Fakten und Statistiken, historischen Ereignissen und anderen Formen von faktenbasierten Beweisen einschließen.

Haben Sie den Logos in Ihrem Aufsatz ausreichend analysiert?

  • Wie stützt der Autor sein Argument in diesem Text? Bezieht er Fakten, Statistiken oder Zahlen mit ein?
  • Haben Sie überlegt, wie logisch die Argumentation des Autors ist?
  • Sind die Behauptungen, die der Autor aufstellt, realistisch?
  • Zieht der Autor alternative Argumente in Betracht?

Kairos

Der richtige Zeitpunkt, um zu sprechen oder zu schreiben; ein vorteilhafter, genauer oder kritischer Zeitpunkt; ein Zeitfenster, in dem eine Handlung am effektivsten ist. (Z.B. Martin Luther King Jr.’s „I Have a dream speech“ wurde zum richtigen Zeitpunkt in der Geschichte gehalten – in der Hitze der Bürgerrechtsdebatten.)

Stasis

Wörtlich ist Stasis ein „Stand“ oder ein „Ruhepunkt“ in einem Argument, bei dem die Kontrahenten sich einig sind, worum es geht, aber nicht einig sind, was man dagegen tun soll. Der geschickte Rhetor ist in der Lage, das Argument aus der Stasis herauszuführen. (Beispiel: Rhetor A behauptet, dass Abtreibung Mord ist. Rhetor B behauptet, dass Abtreibung kein Mord ist. Dies ist der Punkt der Stasis. Das Argument kann hier nicht ewig ruhen. Einer dieser Rhetoren muss das Argument über die Frage des Mordes hinausbringen.)

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