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Diskussion

Vormals gesunde Kinder mit akuten abdominalen Schmerzen, Peritonealreizung, Fieber und Leukozytose werden oft für eine akute Appendizitis gehalten. Dies ist der häufigste Grund für notfallmäßige abdominelle Operationen im Kindesalter. Auch wir hielten zunächst eine akute Appendizitis für die Ursache der Symptome unseres Patienten. Erst nach einer laparaskopischen Operation wurde diese Diagnose aufgrund einer Appendix sana und eines Fibrinbelages des rechten Eileiters verworfen. Fibrinbelag am Eileiter ist ein charakteristisches Erscheinungsbild der Salpingitis.

Unfruchtbarkeit und eine erhöhte Wahrscheinlichkeit einer Eileiterschwangerschaft sind die wichtigsten Langzeitkomplikationen der Salpingitis. Die Unfruchtbarkeitsrate liegt nach einer ersten Salpingitis-Episode bei etwa 15 % und steigt nach einer dritten Episode auf 50 % an. Die häufigste Ursache einer Salpingitis bei sexuell aktiven Frauen ist eine beim Geschlechtsverkehr eingebrachte Vaginalflora oder ein von einem Sexualpartner übertragener Mikroorganismus, am häufigsten Chlamydia trachomatis und Neisseria gonorroea. Bei jungen Mädchen ohne eine Vorgeschichte von einvernehmlichen sexuellen Kontakten sollte immer die Möglichkeit eines sexuellen Missbrauchs in Betracht gezogen werden. Bei prämenarchalen und sexuell inaktiven Frauen wurden andere Mikroorganismen als Ursache für Beckenentzündungen (PID) gefunden. In Fallstudien an prämenarchalen Mädchen wurden Neisseria gonorroea, Streptococcus pyogenes, Streptococcus pneumoniae, Escherichia coli und beta-hämolytische Streptokokken der Gruppe F als Ursachen der PID beschrieben. Eine Mikroorganismenkultur bei Salpingitis kann Aufschluss darüber geben, auf welche Weise die Salpingitis erworben wurde. Eine durch Streptococcus pneumoniae verursachte Salpingitis entwickelt sich nach hämatogener oder lymphatischer Ausbreitung von einem primären Infektionsherd wie dem oberen Respirationstrakt, kann aber auch durch transmurale Migration durch eine intakte Darmwand aus dem Darmlumen entstehen. Die Infektion kann auch aus der Vagina durch die Eileiter aufsteigen.Streptococcus pneumoniae gehört nicht zur kommensalen Vaginalflora. Eine Besiedlung kann post partum, nach einem Schwangerschaftsabbruch oder nach gynäkologischen Eingriffen erfolgen. Bei Kindern kann eine Kolonisation durch unzureichende Händehygiene erfolgen, wobei die Mikroorganismen von den oberen Atemwegen auf den Urogenitaltrakt übertragen werden. Außerdem sollte man bei sexuellem Missbrauch auch an orogenitalen Sexualkontakt denken. Meis et al. beschrieben 1993 ein 4-jähriges Mädchen mit Salpingitis nach einem Bauchtrauma mit retroperitonealem Hämatom.

Eine hämatogene Verteilung scheint die Ursache der Salpingitis bei unserer Patientin zu sein, da eine positive Blutkultur mit dem gleichen Mikroorganismus im Fibrinbelag des rechten Eileiters gefunden wurde. In den Tagen vor ihrer Erkrankung hatte unsere Patientin jedoch keine Symptome einer Infektion der oberen Atemwege oder Fieber, was auf eine Bakteriämie hinweist. In unserem Fall fanden wir keine Hinweise auf sexuellen Missbrauch.

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