Gastbeitrag von Stacy Blaylock
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„We Can Do It!“ von J. Howard Miller ist ein Bild, das gleichzeitig als Verfechter der Ermächtigung von Frauen wie auch als Diktator der Natur des Frauseins interpretiert werden kann. Es legt den Grundstein für das, was manche als ein ikonisches feministisches Bild mit einer starken, muskelbepackten Frau als Mittelpunkt sehen. Ihre körperliche Geste wird das Bild durch die Zeit und durch Neuinterpretationen tragen. Auch wenn die starke Geste der Frau Ermächtigung zu vermitteln scheint, repräsentiert die Frau selbst eine enge Definition von Weiblichkeit – weiß, schlank, gepflegt. Seit seiner Veröffentlichung im Jahr 1943 wurde „We Can Do It!“ von verschiedenen Parteien verwendet, um unterschiedliche Anliegen zu vertreten, die alle die Vorstellung des ursprünglichen Plakats von Weiblichkeit in Frage stellen. Durch die Neudefinition von Weiblichkeit eignen sich diese Herausforderer die Bedeutung des Bildes an und erfinden es neu, um es ihrer eigenen Agenda einer umfassenderen Bewegung anzupassen. Das Ergebnis ist eine sich entwickelnde kulturelle Ikone, die sich auf eine starke Geste mit dem Anspruch gründet, die Frauenwelt zu repräsentieren.
Geschichtlicher Kontext
Wenn man den Ursprung von Millers „We Can Do It!“-Plakat versteht, versteht man auch den Mythos von Rosie the Riveter – ihre Stärke, ihren Patriotismus, ihre Weiblichkeit – und wie sie sich zu einer repräsentativen kulturellen Figur entwickelt. Als unmittelbare Folge des Zweiten Weltkriegs traten Tausende von Frauen in die Industrie ein, um den Bedarf an Arbeitskräften zu decken, der durch den Einsatz der Männer in Übersee im Jahr 1941 entstanden war, als die Kriegsfertigung gerade aufkam. Die Arbeiterinnen füllten bald traditionell männliche Rollen aus und brachten das kulturelle Phänomen der Rosie the Riveter hervor. Miller produzierte Ende 1942 42 Kopien von „We Can Do It!“, die im Februar 1943 für kurze Zeit in den Fabriken der Westinghouse Electric and Manufacturing Company in Pennsylvania ausgestellt wurden. Außerhalb der Fabriken wuchs das kulturelle Phänomen Rosie the Riveter, das Lieder und andere Kunstwerke inspirierte, wie Norman Rockwells Gemälde „Rosie the Riveter“ für die Saturday Evening Post am 29. Mai 1943. „We Can Do It!“ war einfach Teil eines breiteren kulturellen Gefüges, das Hausfrauen ermutigte, in die Arbeitswelt zu wechseln, und arbeitende Frauen, in besser bezahlte Industriejobs zu wechseln.
Kimble und Olsen zitieren Robert N. Bellah und andere, wenn sie erklären, dass die Figur der Rosie the Riveter auf dem „We Can Do It!“-Plakat als „repräsentative Figur ein Ideal liefert, einen Bezugspunkt und Fokus, der einer Vision des Lebens lebendigen Ausdruck verleiht“, einer Vision einer arbeitenden Frau, die zu der einer ermächtigten Frau wurde (535). In diesem Sinne ist das Poster zu einem allgegenwärtigen Einfluss und einer Figur in der amerikanischen Kultur geworden. Es ist zu einem Symbol in unserem kollektiven Gedächtnis geworden und eignet sich für Neuinterpretationen aus Gründen, die vom Mythos der Rosie the Riveter begeistert sind.
Visuelle Analyse des Originals „We Can Do It!“
Auf den ersten Blick erscheint „We Can Do It!“ kühn und auffallend als ein Bild, das Fabrikarbeitern, Frauen und Männern gleichermaßen, leicht zugänglich ist. Einfach und ansprechend in der Ausführung, ziehen helle und kräftige Farben das Auge an und stimulieren den Betrachter. Die gesättigten Primärfarben Blau, Rot und Gelb schaffen ein Werk, das sowohl spannend als auch dynamisch ist. Die Dunkelheit des Blaus gleicht die Helligkeit von Rot und Gelb aus und wirkt professionell und industriell. Die Dunkelheit des Blaus unterstreicht den Rand des Plakats, das Hemd der Frau und die Form der Dialogblase. Ein roter Tupfenschal bindet das Haar der Frau zurück, was für eine Industriearbeiterin praktisch und gleichzeitig ein Zeichen von Weiblichkeit ist. Als warme Farbe kontrastiert der gelbe Hintergrund mit dem Blau und zieht zunächst das Auge an, so dass das Plakat auch aus der Entfernung, z. B. in einer Fabrikhalle, leicht zu erkennen ist. Die Typografie des Plakats ist serifenlos, leicht zu lesen und typisch für den Stil der gemalten Schilder der damaligen Zeit.
Die Psychologie hinter jeder Farbe trägt zum Verständnis des Plakats bei. Gelb, das oft mit Optimismus und Selbstwertgefühl assoziiert wird, ruft Emotionen von Positivität und Zuversicht hervor (Hill). Als Plakathintergrund motiviert die Farbe die Arbeiter, ihre Aufgaben mit Fröhlichkeit zu erledigen. Im Gegensatz dazu regt das Blau zum Nachdenken und zu einem ruhigen Geist an (Hill). Die Verwendung der beiden Farben zusammen gleicht den fröhlichen Optimismus des Gelben mit dem kühleren Ton des Blauen aus. In einem Anflug von Trotz erscheint das Rot als maskulin und enthusiastisch, eine interessante Wahl, wenn man bedenkt, dass der Schal von einer Frau getragen wird (Hill).
In der Zwischenzeit tauchen zwei wichtige Formen im Bild auf: die Sprechblase, als würde die Frau einen Dialog mit dem Publikum beginnen, und das Dreieck zwischen ihrer Schulter, dem Ellbogen und der Faust. Die Geste der erhobenen Faust, während sie das architektonisch und mathematisch fundierte Dreieck bildet, ist nicht ohne soziale Relevanz. Laut Kimble und Olsen: „Westinghouse-Dokumente aus den Kriegsjahren zeigen, dass Rosies symbolische Performance, den Arm mit geballter Faust zu heben, nicht die öffentliche Zurschaustellung einer robusten, individualistischen Frau war. Vielmehr war es eine routinemäßige, teambildende Geste, die Männer und Frauen bei Westinghouse gleichermaßen bei Kundgebungen und zur Gemeinschaftsbildung einsetzten“ (551). Die Geste war also ursprünglich für Fabrikarbeiter, Männer wie Frauen, gedacht, nicht für die allgemeine Bevölkerung und nicht als Ausdruck des Feminismus. Es ist diese Geste, die durch die Neuinterpretationen von Millers Werk hindurch konsistent bleibt.
Trotz seiner Wurzeln in der industriellen Nachrichtenübermittlung stellt das Plakat kühne Behauptungen über die Weiblichkeit auf und diktiert, ob absichtlich oder nicht, wie Frauen bei ihrer Arbeit erscheinen sollten. Die abgebildete Frau ist kleinwüchsig, weiß und mit gezupften Augenbrauen, übertriebenen Augen, gelocktem Haar und hohen Wangenknochen auf weibliche Züge getrimmt. Das Plakat motiviert die Arbeiterinnen nicht nur zu ihren Aufgaben, sondern schreibt ihnen auch vor, wie sie bei der Erledigung ihrer Aufgaben aussehen sollen. Mit anderen Worten: Frauen können in den Fabriken arbeiten, wenn sie ihre Weiblichkeit nicht opfern. Da „We Can Do it!“ als Symbol für feministische Anliegen immer beliebter wird, stellen immer mehr Designer diese enge Vorstellung von Weiblichkeit in Frage. In diesem Beitrag werden drei Beispiele für die Neuerfindung von Millers Bild untersucht, die sich alle auf die Geste des starken Armes berufen, um ihrer Sache Glaubwürdigkeit und Stärke zu verleihen und gleichzeitig die ursprüngliche Vorstellung von Weiblichkeit neu zu untersuchen und in Frage zu stellen. Erstens eine Ikone aus einer Accessoire-Linie für schwarze Frauen mit natürlichem Haar, zweitens ein Logo für eine Reinigungsfirma, die von Frauen geführt wird, und drittens ein Gemälde, das zu einer weiteren mexikanischen Revolution inspirieren soll.
„We Can Do It!“ von Global Couture
„We Can Do It!“ von Global Couture (www.globalcouture.net) ist ein Beispiel für Intersektionalität, das Millers ursprüngliche Vision von Weiblichkeit als schlanke weiße Frau in Frage stellt. Global Couture stellt ihre Rosie stattdessen als schwarze Frau dar, deren natürliches Haar das klassische Kopftuch überläuft. Das Bild selbst verliert die gemalte Qualität des Originals und bevorzugt einen zweidimensionaleren Look für ein digitales Zeitalter. Das Bild von Global Couture existiert in der Schnittmenge von Ideen – erstens, der Stärke und Entschlossenheit von Millers Originalplakat und zweitens, dem von schwarzen Frauen selbst definierten Raum, der die Wahl einer Frau im Selbstausdruck schätzt. Indem es in einer solchen Schnittmenge existiert, behauptet das Bild, dass eine empowernde Frau unapologetisch natürlich sein kann, sich mit sich selbst wohlfühlt und in ihrem Selbstausdruck unbehindert ist.
Maid to Clean
Eine weitere Neuinterpretation des „We Can Do It!“-Posters ist das Logo für Maid to Clean. Das „Maid to Clean“-Bild mit dem Slogan „Remember clean? We do.“ wurde von einer gleichnamigen Firma in Washington, DC und Alexandria und Arlington, VA veröffentlicht. Bezeichnenderweise ist das Unternehmen im Besitz einer Frau, die durch die Verwendung des „We Can Do It!“-Bildes ihr Verständnis von Weiblichkeit und Industrie neu definiert. Wie das Originalbild trägt die Frau in „Maid to Clean“ einen blauen Overall, aber das rote Taschentuch ist durch ein grünes ersetzt worden. Dies könnte ein Hinweis auf die „grünen“, umweltfreundlichen Reinigungsprodukte sein, die das Unternehmen für seine Kunden verwendet. Im Gegensatz zum Originalbild hat die „Maid to Clean“ keine übertriebenen Augen oder Lippen, nichts inhärent Weibliches wurde im Design der Frau hervorgehoben. Das Ergebnis ist ein Bild, das die Weiblichkeit als sparsam und praktisch, aber auch als zugänglich und selbständig definiert. Die Art des Bildes suggeriert Arbeitsunabhängigkeit, dass Frauen die finanzielle Kontrolle über ihr Leben übernehmen, dass sie die traditionelle Frauenarbeit zurückerobern und in Besitz nehmen.
Rosita Adelita
Rosita Adelita wurde 2010 von Robert Valadez gemalt und, so der Künstler, ist das Rosie the Riveter Bild „mit einem anderen fiktiven prä-feministischen Archetyp kombiniert, La Adelita, eine Figur aus Lied und Geschichte, die alle Frauen repräsentierte, die an der mexikanischen Revolution um 1900 teilnahmen. Sie wird hier mit der Hoffnung vorgestellt, dass sie eine neue mexikanische Revolution inspirieren möge.“ Mit Rosita Adelita bezieht sich Valadez auf die gemalte Qualität des ursprünglichen „We Can Do It!“-Bildes und verzichtet auf den blauen Arbeitsoverall zugunsten eines weißen Kleides. Das Bild ist eine schöne Balance zwischen maskulin und feminin. La Adelitas feminine Erscheinung – goldener Schmuck, dunkle Augen, rosige Lippen – kontrastiert mit der entschieden maskulinen Präsenz von Bandolier und Gewehr. Durch die Kombination von Millers Rosie-Figur mit La Adelita greift Valadez auf zwei kraftvolle weibliche Figuren aus zwei verschiedenen Kulturen zurück und schafft so ein ebenso eindrucksvolles wie motivierendes Bild.
Die verbindende Geste
Der verbindende Aspekt aller vier Bilder – „We Can Do It!“ von J. Howard Miller, „We Can Do It!“ von Global Couture, „Maid to Clean“ und Rosita Adelita – liegt in der Ellenbogenbeuge von Rosies Geste des starken Arms. Wie Kimble und Olsen anmerken, wurde die Geste ursprünglich bei der Gemeinschaftsbildung und bei Kundgebungen eingesetzt (551). Inzwischen steht sie für eine tiefe persönliche und gemeinschaftliche Stärke. Ob sie nun für eine Bekleidungslinie wie Global Couture verwendet oder mit einer anderen feministischen Ikone wie Rosita Adelita kombiniert wird, die Geste überdauert die Zeit und die Kultur.
About Me. Global Couture. Retrieved From. http://www.globalcoutureblog.net/about-me
Hill, N. (2013). Colour Psychology: Die vier Grundfarben. Passion for Fresh Ideas. Retrieved
von http://passionforfreshideas.com/personalgrowth/colour-psychology-primary-colours/
Kimble, J. & Olsen, L. (2006). Visual Rhetoric Representing Rosie the Riveter: Myth and
Misconception in J. Howard Miller’s „We Can Do It!“ Poster. Rhetoric & Public Affairs, 9(4), 533-570.
„Maid to Clean“ Image. Abgerufen von
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1137759_Rosita.html
„Wir können es schaffen!“ Abgerufen von http://www.famouspictures.org/we-can-do-it/.
„We Can Do It!“ Global Couture. Abgerufen von http://www.globalcoutureblog.net/2014/01/a
womans-worth-naturally-revolutionary-2.html.