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Freie Versform

Freier Vers ist Vers in Zeilen von unregelmäßiger Länge, die sich (wenn überhaupt) sehr unregelmäßig reimen.

Anmerkung: Heutzutage lehnen einige Dichter und Kritiker den Begriff „freier Vers“ ab und sprechen lieber von „offener Form“ oder „Mischform“.

Charakteristika des freien Verses

Freier Vers ist keine in Zeilen gefasste Prosa. Wie andere Arten von Lyrik ist es eine Sprache, die auf ihre musikalischen Effekte von Rhythmus und Klang ausgerichtet ist. Allerdings werden diese Effekte unregelmäßig eingesetzt, nicht nach einem völlig festen Muster.

Zu den poetischen Mitteln, die oft in freien Versen zu finden sind, gehören

  • Wiederholung (oft mit Variation)
  • Muster von betonten und unbetonten Silben
  • Alliteration
  • Gelegentlicher Binnenreim (Reim, der innerhalb einer Zeile auftritt)
  • Gelegentlicher Reim an den Zeilenenden (oft unvollkommene Reime wie HalbreimeReime und Pararhymen )
  • Muster der Assonanz (Silben, in denen die Vokallaute gleich sind)
  • Bildhaftigkeit

Diese Mittel sind leichter zu veranschaulichen als zu beschreiben. Hier ist ein komplettes Kurzgedicht in freien Versen von D. H. Lawrence:

Dinge, die Menschen mit wachen Händen gemacht haben und in die sie sanftes Leben gelegt haben,
werden durch Jahre mit übertragener Berührung wach und glühen weiter
für lange Jahre.
Und aus diesem Grund sind manche alten Dinge schön
warm noch mit dem Leben vergessener Männer, die sie gemacht haben.

Things Men Have Made, von DH Lawrence (1929)

Die Zeilen sind unterschiedlich lang. Sie reimen sich nicht aufeinander. Sie sind auch nicht in einem festen Muster von betonten (betonten) und unbetonten Silben angeordnet. Dennoch handelt es sich um ein sehr gut organisiertes Stück Text.

Das offensichtlichste Mittel hier ist die Wiederholung, mit Variation: „Männer haben gemacht“, „Männer, die gemacht haben“. Diese Phrasen treten am Anfang und am Ende des Gedichts auf, mit einer einzigen Silbe vor dem ersten und nach dem zweiten Vorkommen. Sie halten sich die Waage und betonen ein Gleichgewicht zwischen den ersten beiden Zeilen und den letzten beiden, zwischen dem ersten Satz oder der ersten Aussage von Lawrence und der zweiten, die sie aufgreift und weiterentwickelt. Das ganze Gedicht dreht sich um die sehr kurze Zeile in der Mitte, ‚for long years‘.

Es gibt weitere Wiederholungen: ‚Leben‘, in der ersten und fünften Zeile, ‚geweckt‘ und ‚wach‘ in der ersten und zweiten Zeile.

Obwohl es keine festgelegte Anzahl von Betonungen in den Zeilen gibt, gibt es ein klares Muster von Betonungen am Anfang der Zeilen. Die erste und die letzte Zeile beginnen beide mit zwei betonten Silben: ‚Things men‘, ‚warm still‘. Die zweite und die vierte Zeile beginnen beide mit zwei unbetonten Silben, gefolgt von einer betonten: ’sind wach‘, ‚und dafür‘. Auch hier wird ein Gleichgewicht zwischen den ersten beiden Zeilen und den letzten beiden betont.

Einige Phrasen werden durch Alliteration (Wörter, die mit dem gleichen Klang beginnen) betont und miteinander verbunden: ‚men … made‘, ‚transferred touch‘, ‚go on glowing‘.

Die dritte zitierte Phrase, ‚go on glowing‘, ist auch ein Beispiel für einen internen Reim, einen Reim, der innerhalb einer Zeile auftritt (in ‚go‘ und ‚glow‘). Obwohl dies vielleicht nur ein Effekt war, der sich zufällig ergab, und nicht etwas, das Lawrence absichtlich anstrebte. Wakened“ und „awake“, in den Zeilen eins und zwei, sind ebenfalls durch den Binnenreim verbunden, sowie durch die Tatsache, dass sie beide die gleiche sprachliche Wurzel haben (wake).

Einige Wörter sind durch Assonanz verbunden: die Verwendung von ähnlichen Vokallauten, besonders in betonten Silben. So verbindet in der ersten Zeile der lange „a“-Laut „made“ mit „wakened“; in der vierten Zeile verbindet der Vokallaut (ein kurzes „u“) „some“ mit „lovely“. Alle diese Silben sind natürlich betont.

Das Gedicht hat ein starkes zentrales Bild: die Metapher von Objekten, die etwas vom Leben ihrer Macher annehmen und bewahren. Es gibt auch eine sekundäre, eng verwandte Metapher der Wärme: ‚glühend‘, ‚warm‘.

Ratschläge zum Schreiben in freien Versen

Beachten Sie, dass das Gedicht von Lawrence als praktisches Beispiel verwendet wird, nicht als Modell. Es gibt keine festgelegte Art, freie Verse zu schreiben.

Um sie gut zu schreiben, braucht man eine große Sensibilität für Klang und Rhythmus in der Sprache.

Der Prozess des Schreibens von freien Versen ist oft einer, bei dem man weiß, wann man die Klangeffekte, die einem zur Verfügung stehen, behält und ausbaut, und wann man sie bewusst verwirft.

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